„Naturschutz ist Politik“ Weitsprung der Grünen im Naturgarten

Hüde/Stemshorn – Im Naturschutzgarten in der Liebeslaube Rotwein trinken? Im Weidentempel flanieren und die Kühle genießen? Oder die Schwengelpumpe beackern und das kühle Nass über die Füße plätschern lassen? Oder etwa Schuhe aus und Weitsprung üben und sich mit Tieren der Natur messen. Dies und viel mehr erlebten rund 25 Grüne und Mitstreiter der grünen Idee am Samstag zum „Ein Tag bei den Grünen in der Samtgemeinde Lemförde“. Eingeladen hatte die seit zwei Jahren aktive Ortsgruppe Lemförde mit dem Kreisverband der Grünen. „Dümmer, Ochsenmoor, Hunte, Naturschutzstation, Vogelwiesen, Schäferhof und geplanter Schilfpolder, das möchten wir Euch zeigen“, so stand es in der Einladung von Marion Prissok und Angelika Lüters-Wobker. Wer kam? Interessierte aus dem Samtgemeindegebiet, aus Stemwede, Stadtratsmitglied der Grünen in Damme Florian Thamann und Mitglied im Kreistag des Landkreises Diepholz Dr. Romuald Buryn. Erster Stopp: Naturgarten in Hüde. „Wir tummeln uns in unserer Freizeit hier im Naturgarten voller Freude am Gestalten von Lebensräumen für Mensch und Tier, damit direkte Begegnung stattfinden kann“, erklärt Marxmeier. Sie ist eine der Fachleute im Naturschutzring Dümmer, der seit 1995 für den Naturschutz professionell tätig ist. „Mit dem zeitintensiven Naturgarten möchten wir einen Gegenpol zu herkömmlichen Gärten bieten, informieren und zum Nachahmen anregen.“ Alle Pflanzen sind mit Namen versehen, lauschige Plätze im Schatten bitten zum Verweilen. „Viele Weg im Vogelschutzgebiet sind inzwischen gesperrt. Deshalb soll der Garten auch ein Platz zum Ausruhen sein“, betont sie. Der Weg führt durch die Stationen des Gartens, der nie perfekt, immer im Werden und Vergehen ist. Mauswiesel und kleine Schlangenarten, Wildbienen und Insekten haben hier ihr Zuhause. Und natürlich das jedes Jahr wiederkehrende Storchenpaar. Die Weitsprungbahn wird zum Highlight: Einmal so weit springen wie ein Frosch, ein Hase oder der Fuchs, das wird ausprobiert. „Bei den Schülern ist das auch immer der Höhepunkt hier“, weiß Marxmeier. Nächster Halt: Aussichtsturm am Süd-Deich. „Naturschutz ist und bleibt Politik“, startet Naturschutz-Veteran der ersten Stunde Bernd Averbeck (Nabu-Ortsgruppe Dümmer). „Alles nahm Fahrt auf mit Ministerpräsident Albrecht und „Den Dümmer lassen wir nicht verkommen“. Damit die Fruchtfolge Mais, Gülle und Pestizide, so nennt er die damalige Beackerung und der Eintrag von Phosphat in den See eingeschränkt wird, wurden großräumig Flächen für das heutige EU-Vogelschutzgebiet gekauft und renaturiert. Kiebitz, Wachtelkönig, Seeadler gehören zu den Arten, die sich tummeln. Der Rotmilan begleitet die Gruppe weiter zum Schäferhof. Bis dahin schreibt sich die Geschichte positiv: Frank Apffelstaedt vom Nari (Vertreter im Dümmerbeirat) führt am Schäferhof entlang der Hunte Richtung Hunteburg. „Für den geplanten Schilfpolder zur Reinigung der Hunte durch Phospor-Fracht nimmt man 225 Hektar für die größte Ausbaustufe an“. Davon liegen 35 Hektar im EU-Vogelschutzgebiet, die Flächen müssen kompensiert werden. Rund 120 Hektar konnten für Ausbaustufe eins bisher angekauft werden. Der Schilfpolder ist ein technisches Bauwerk mit kleinen Felder zum Versickern der Düngerfracht. Das Wasser der Hunte muss in die Felder zur Reinigung gepumpt werden, ist die Kapazität erreicht, muss die Biomasse gelagert oder als Dünger ausgebracht werden. Die Planfläche liegt im Landkreis Osnabrück. Ob und wie das Bauwerk mit seinen Für- und Wieder sinnvoll ist, die Diskussion entbrannte auf Weg zurück zum „Alten Schafstall“ im Schäferhof. Dr. Romuald Buryn vertrat die Meinung: „Das Projekt hat sich seit Anfang der 1980er Jahre überlebt. Wir müssen über völlig neue Ideen zur Reinigung nachdenken bezogen auf die Wasserwirtschaft-Thematik.“ „Ich glaube, dass man bei einer derzeitigen Fracht von 20 Tonnen statt geforderter vier als Eintrag auf den Polder nicht verzichten kann“, so Apffelstaedt. Marion Prissok war pragmatisch: „An der Art der Landwirtschaft muss sich gravierend etwas ändern, sonst doktern wir nur an den Symptomen herum“. Beim anschließenden Kaffee tauschten sich Grüne aus, der nächste Termin steht schon auf der Agenda: Geplant ist im Oktober ein Vortrag für Jedermann, der bauen möchte und dies klimaangepasst und „Naturinklusiv“ tun will. Referent ist der Hüder Landschaftsarchitekt Hyco Verhaagen mit verblüffenden Ideen. Der Termin wird noch kommuniziert.

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