Ist das ein Kulturgut oder kann das weg ?
Diese Frage scheint für das Scheffler‘sche Haus in der Doktorstraße 2 entschieden zu sein. Es wird in den nächsten Wochen abgerissen und muss einem modernen Neubau weichen.
Das Haus Doktorstraße 2 wurde 1822 erbaut im Stil des Klassizismus. Mit seinen besonderen Merkmalen wie den Pilasterstellungen zur Seite der Hauptstraße und dem besonderen Traufgesims hat es eine sehr große Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Wohnhaus des in der Region bekannten Architekten Emanuel Bruno Quaet-Faslem in Nienburg, welches das heutige Nienburger Stadtmuseum beinhaltet. Aus diesem Grund kann es mit großer Wahrscheinlichkeit Quaet-Faslem als Architekten zugeschrieben werden. Im sonst von Fachwerkhäusern geprägten Ort Lemförde zeigt es deutlich die damalige Rolle Lemfördes im Großbürgertum.
Nachdem es zunächst in Lemförde als Gaststätte und Kolonialwarengeschäft diente, wurde es eine „Leggeanstalt“. Dort wurde gewebtes Leinen auf seine Qualität beurteilt, vermessen, gestempelt und als das sogenanntes „Löwentlinnen“ verschickt.
Zukünftig werden die Besucher Lemfördes bei einem historischen Rundgang vor einem der gewöhnlichen Neubauten stehen und sich dabei vorstellen müssen, wie früher die Menschen Leinen für den Versand aufbereitet haben und auch sich im Kopf die Merkmale eines klassizistischen Gebäudes ausmalen.
Leider hat das Scheffler‘sche Haus nicht den passenden „Kümmerer“ gefunden. Es wurde über die Jahre auf den Abriss vorbereitet. Mit der rechtzeitigen Pflege hätte ein Abriss verhindert werden können, mit den Augen eines professionellen Denkmalpflegers vielleicht auch gar nicht nötig, denn es sind schon Gebäude in deutlich schlechterem Zustand restauriert worden.
Für uns Grüne bekommt das Haus Doktorstraße 2 aus Lemförde, das sogenannte Scheffler‘sche Haus, das Prädikat erhaltenswert; alleine schon wegen dem Flair des Flecken Lemfördes und um die Geschichte eines 1822 im Stil des Klassizismus erbauten Gebäudes für spätere Generationen sichtbar zu machen.
Lemförde ist dabei ein interessantes, historisches , ortsbildprägendes Gebäude zu verlieren.
Quellen: Ulrich Knufinke – Emanuel Bruno Quaet-Faslem – Ein Architekt des Klassizismus
https://www.weser-hunte.de/portfolio/klassizismus/
Archiv Samtgemeinde Lemförde
Marion Prissok, Lemförde