Link zum Bericht der Oldenburgischen Volkszeitung:
https://www.om-online.de/politik/laienplaner-machen-sich-gedanken-ueber-wohnraum-177980
Bericht der Diepholzer Kreiszeitung vom 28. Oktober 2023
Mehr Grün und mehr Wohnraum
Vortrag und Workshop von Hyco Verhaagen zum naturinklusiven Städtebau kommen gut an
Stemshorn – „Ich nehme Dir Raum, ich gebe Dir mehr Raum.“ So könnte ein Fazit nach dem Vortrag und Workshop von Hyco Verhaagen heißen, zu dem die Grünen-Ortsgruppe Lemförde eingeladen hatte. Der Landschaftsarchitekt aus Hüde begrüßte am Mittwochabend rund 50 Zuhörer zum Thema „Naturinklusiver Städtebau“ im Kommunikationszentrum „Alter Schafstall“ auf dem Schäferhof in Stemshorn.
Das mit dem Raum nehmen und mehr Raum geben, erklärte der Fachmann mit praktischen Beispielen. Viel wichtiger war ihm aber der zweite Teil: der Workshop, in dem die Teilnehmer gemeinsam aufzeichnen sollten, welche Art von Wohngebieten sie sich künftig wünschen. Damit das Ganze etwas konkreter wird, hatte Verhaagen im Vorfeld bei Lemfördes Bauamtsleiter Carsten Werft angefragt, ob er ihm eine Fläche nennen könne, die vielleicht irgendwann ein Baugebiet wird. Er konnte: Die Wahl fiel auf die Fläche östlich des neuen Kindergartens am Koppelweg in Hüde. „Dies ist eine theoretische Fläche, kein Baugebiet. Es kann, muss aber keins werden“, betonte Hyco Verhaagen.
Die Ideen, die der Landschaftsarchitekt den Teilnehmern anhand einiger Projekte aus den Niederlanden an die Hand gab, fanden sich an den Planungstischen wieder. Die Zuhörer setzten sich wahlweise mit den Schwerpunkten Wasser, Gemeinschaft, Grün und Spielen, Bauen und Material oder Ökologie, Tiere und Pflanzen in der Siedlung auseinander.
Einen entscheidenden Impuls gab Verhaagen vorab: „Wenn wir so planen, wie im neuen gegenüberliegenden Baugebiet mit Einzelgrundstücken, dann fasst das Plangebiet 45 Einheiten. Planen wir verdichtet in drei Höfen mit wenig Einzelgarten und viel Gemeinschaftsgrünflächen liegt die Kapazität bei 90 Wohnungen.“ Mehr Grün und mehr Wohnraum versus weniger Grün und weniger Wohnraum – mit dieser Wahl entließ er die „Laienplaner“ an die Tische. Ein weiterer Aspekt war dem Planer wichtig: „Baugebiete sollten viel mehr auf die Wünsche der zukünftigen Bauherren und Bewohner eingehen. Die müssen im Vorfeld in die Diskussion kommen.“
Was sich anhand der Beispiele im Vortrag leicht anhörte, zum Beispiel der Einbau von Formziegeln für Mauersegler, Spatz oder Fledermaus oder die Igelpassage aus dem Wohngebiet in die Landschaft, war in der Umsetzung mehr oder weniger schwierig für die vier Gruppen. Würde man jedoch die Ergebnisse der vier Themen übereinanderlegen, ergäbe sich das perfekte Baugebiet mit ökologischer Qualität für Tier und Mensch.
Das Sprichwort „Das einfache liegt oft so nahe…“ griff. Regentonne und Zisterne, Schwimmteich, Matschkuhle und Gemeinschaftsflächen, regenerative Energien und ein Mit- statt Nebeneinander stellten die Teilnehmer vor, dezentrales Parken vor dem Baugebiet, Einbindung des Kindergartens mit Einladung an die Kinder, ins neue „Bauspielgebiet“ zu kommen, sowie 50 Prozent weniger Versiegelung durch den Einbau von Rasengittersteinen und schmalen Wegen aus unterschiedlichen Materialien, natürlich wasserdurchlässig. Gemeinschaftsflächen unter Obstbäumen, Stellplätze unter einem Holzdach, Hühnerhaltung und Gemeinschaftsgärten – die Ideen rissen nicht ab.
Während die eine Gruppe strukturiert heranging, sprudelte die andere los. Die Ergebnisse waren vielfältig und spiegelten die Wünsche an das Bauen von Morgen. „Wenn aus einem Acker ein ökologisch so aufgewertetes Areal entsteht, braucht man dann überhaupt noch Kompensationsflächen? Oder kann dieses Gebiet eine Kompensation für weniger ,grüne‘ Baugebiete sein?“ Diese Frage stellte Jörg Böse in den Raum.
Was alle Teilnehmer liebten, war die von Verhaagen vorgestellte Idee eines kostengünstigen Gewächshauses als Treffpunkt für die Siedlung. Alle Teilnehmer wünschten sich für Bauherren mehr Mitsprache bereits in der Bauleitplanung, damit kreative Ideen Eingang finden. Für Verhaagen und seine Planungen ist oberste Doktrin: Neue Siedlungen bieten Potenzial für Naturqualität für Mensch und Tier und dürfen heute nicht mehr nur ökologisch, sondern müssen klimaangepasst sein.
Angelika Lüters-Wobker, Vorsitzende der Grünen-Ortsgruppe Lemförde, war von der Resonanz begeistert. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele zum Workshop bleiben.“ Denn von den rund 50 Zuhörern hatten knapp 30 in den Workshops mitgearbeitet.
Quellenangabe: Diepholzer Kreisblatt vom 28.10.2023, Seite 15
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